Flensburger Rumgeschichte

Flensburger Rumgeschichte

Das Gold der Karibik kam in Flensburg an

Die Geschichte des Flensburger Rums ist eng verbunden mit dem großen Zeitalter der Seefahrt, der Eroberungen und Entdeckungen. Den Namen „Rumstadt“ verdankt Flensburg dabei seiner ehemaligen Zugehörigkeit zum dänischen Königreich.

Denn die Stadt am geschützten Flensburg Fjord war über 400 Jahre unter dänischer Krone. Dänemark gehörte damals zu den ersten Kolonialmächten in Europa. Neben Norwegen, den Herzogtümern Schleswig und Holstein, den Färöer Inseln, Grönland, Island, einem kleinen Teil der afrikanischen Goldküste und den indischen Kolonien Tranquebar, Serampore und Nicobars gehörte auch Dänisch Westindien mit seinen drei kleinen Inseln St. Thomas, St. John und St. Croix zum dänischen Gesamtstaat.

Im 18. Jahrhundert war Flensburg neben Kopenhagen und Altona einer der bedeutendsten Handelshäfen für die Schiffe der Westindien-Flotte. Auf der Suche nach Zucker brachen sie von hier in die karibischen Kolonien auf und brachten den Rohrzucker nach Flensburg – und später den Rum.
Die Flensburger Rumfabrikanten verfeinerten das klare Destillat, das durch die Lagerung in Holzfässern die bräunliche Farbe erhält, im Laufe der Jahrhunderte immer weiter. Und auch der Flensburger Rum-Verschnitt wurde erfunden, als es darum ging, die hohen Einfuhrzölle zu umgehen.

Zucker

Zucker: Begehrte Fracht für Europa

Durch Pressen, Kochen und Sieben entsteht der kristalline, dunkle und klebrige Roh-Rohrzucker. Dieser wurde mit Segelschiffen nach Flensburg gebracht und dort in den ehemaligen Raffinerien der Stadt zu Kandis und feinstem Zucker weiterverarbeitet.

Zuckerrohrsaft, die Melasse

Rum: berühmtes „Nebenprodukt“ 

Durch Zugabe von Hefe in den dicken Zuckerrohrsaft, die Melasse, entsteht eine Maische. Durch Vergärung und Destillation wird sie zu einem sehr hochprozentigen Rum. Dieser wurde in Fässern nach Flensburg gebracht und dort gelagert und weiterverarbeitet.

Zuckerrohr

Destilliert wurde in der Karibik

Da das gekappte Zuckerrohr im Handumdrehen verdirbt, muss es sofort verarbeitet werden. Für Flensburg geschah dies bis 1864 in „Dansk Vestindien“ – und später überwiegend auf der damals britischen Insel Jamaika. 

Rumtyp und Rezepturen

Die Kunst des Blendens

So wie jede Plantage auf den Inseln seinen eigenen Rumtyp destillierte, so hatte auch
jedes Rumhaus seine eigenen, ganz speziellen Rezepturen bei der Zusammensetzung seiner Sorten. Dies ergab eine unglaubliche Vielfalt und köstliche Qualitäten die Flensburgs Ruhm als Rumstadt begründeten. Namen wie Hansen, Balle, Wandmacher, Sonnberg und viele andere machten die Fördestadt allerorts berühmt. Kriege, Grenzverschiebungen, technischer Fortschritt und Wettbewerb änderten die Dinge schließlich – und zum Jahrtausendwechsel brach eine neue Zeit an.

Sklavenhandel

Die Schattenseite des Ruhms

Der Handel mit sog. „Kolonialwaren“, zu denen auch Zucker und Rum gehörten, hat eine dunkle Schattenseite: den transatlantischen Dreieckshandel und die damit verbundene Versklavung von Menschen. Für die harte Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern wurden sie an den Küsten Westafrikas gejagt und verschleppt und zu einem menschenunwürdigen Dasein gezwungen. Die Folgen des Kolonialismus insgesamt haben weltweit instabile Regierungen, wirtschaftliche Schwäche, Gewalt, ethnische Konflikte und Flüchtlingsströme hinterlassen.
Darauf weisen wir in unserem Museum und insbesondere in unseren Führungen immer hin und empfehlen zur weiterführenden Vertiefung diese Links:

www.liverpoolmuseums.org.uk
en.natmus.dk

Das Schifffahrtsmuseum Flensburg

Das Schifffahrtsmuseum Flensburg

Hier sind die maritime Vergangenheit Flensburgs und in diesem Zusammenhang auch das Thema Dreieckshandel und Sklavenhandel ausführlich dargestellt. Weiterhin gibt es interessante Sonderausstellungen zu vielen Themen rund um das Meer. Im ehemaligen Zollpackkeller befindet sich das Rum-Museum des Schifffahrtsmuseums. In einer sehenswerten, modernen Multimedia-Installation ist dort die Rumgeschichte Flensburgs zu erleben.

www.schifffahrtsmuseum-flensburg.de